Eine Kabinettausstellung jüdischer Humorliteratur mit Begleitkatalog

Jürgen Gottschalk

Buchausstellungen, wie auch Archivalien- und Museumsausstellungen, leben fort und bleiben im Gedächtnis über die sie begleitenden Kataloge. Ein so selten präsentiertes Thema,

wie jüdische Witz- und Humorliteratur, wurde 1967 durch eine Kabinettsausstellung in London gewürdigt. Der die Ausstellung begleitende Katalog /1/ garantierte eine öffentliche Aufmerksamkeit, die sich in der Inbesitznahme des eher unscheinbaren Heftes durch eine repräsentative Anzahl bedeutender wissenschaftlicher Bibliotheken weltweit niederschlägt. Nehmen wir die öffentliche Aufmerksamkeit, die eine repräsentative Buchausstellung einer durch öffentlichen Besitz ergänzten Privatsammlung zum Thema „Jüdische Kinderbücher“ vor wenigen Jahren in der Berliner Staatsbibliothek erfuhr /2/, zu der ein beeindruckender mehrbändiger Katalog zum Thema begleitend erschien. Hier wird klar, dass es wünschenswert ist, auch für kleinere Buchausstellungen mit exquisiten Objekten an einen begleitenden Katalog zu denken.

Leider sind die bibliographischen Daten in dem hier vorzustellenden Ausstellungskatalog nicht immer zuverlässig. So ist der einzige dort deutschsprachige  Titel, der nach 1945 erschienen ist, Salcia Landmann, „Der jüdische Witz“, mit Erscheinungsjahr 1950 statt 1960 als dem Jahr der Erstausgabe, aufgeführt.

Mit insgesamt 65 aufgeführten Titelnachweisen handelt es sich um ein das Thema eher streiflichtartig beleuchtendes Produkt, das Elizabeth E. Eppler vorlegte. Eine Anzahl der aufgeführten Titel werden durch eine Annotation näher erläutert.

Ein hoher Anteil von Titeln jüdischer Schriftsteller (Börne, Heine, Sholem Aleijchem, Mendele Mocher Sforim, An-Ski, Zangwill, Asch, Saphir, Gronemann, Manger, Ehrenburg, Kishon, Freud) lassen reine Witzsammlungen  in den Hintergrund treten. Hier handelt es sich also um eine bewusst weit und sehr literarisch gefassten Begriff der jüdischen Witz- und Humorliteratur. Die Titelzusammenstellung selbst ist nach keinem erkennbaren  Ordnungsprinzip , also weder chronologisch, noch alphabetisch oder nach Autoren/Herausgebern bzw. geographisch und auch nicht nach Sprachen, gegliedert. Bemerkenswert ist sie trotz allem durch den Nachweis einiger wirklich seltener Titel, auf die der Interessent sonst wohl kaum aufmerksam würde. Überwiegend sind es Titel in englischer Sprache. Weitere deutschsprachige Titel sind Ausgaben von Ludwig Börne, Moritz Gottlieb Saphir und Heinrich Heine. Weiterhin Sholem Aleijchems „Marienbad“ (1921), Josef Fraenkels „Palästina lacht“ (Wien 1936) und als wirkliche Entdeckung Leo Loewenthals „Chockmeckocker“ /3/.

Im Ausblick bleibt festzuhalten: eine Ausstellung deutschsprachiger jüdischer Witz- und Humorliteratur mit  Katalog ist jeder noch so nett gemeinten Kabinettausstellung ohne eine begleitende Katalogedition eindeutig vorzuziehen.

 

Anmerkungen:

 

(1)    Jewish Humour trough the ages. A Bibliography an Catalogue prepared on the occasion of Jewish Books Week, 1967 for an Exhibition of Jewish Books. London: World Jewish Congress, British Section 1967. 16 p. Oktav. – with a Essay from Meir Gertner: Tales of Tears and Smiles (p. 11 – 15). Bibliography by Dr. Elizabeth E. Eppler (p. 5 – 10).

(2)    Vgl. Rezension von Carola Pohlmann:   Jüdische Kinderbücher in der Staatsbibliothek zu Berlin. In: Marginalien. Zeitschrift f. Buchkunst u. Bibliophilie. Hrsg. v.d. Pirckheimer-Gesellschaft. H. 174. Wiesbaden: Harrassowitz 2004.

(3)    Löwenthal, Leo: Die Chockmeckocker und andere Geschichten: Humoresken aus dem jüdischen Leben. Berlin: M. Poppelauer 1903. 128 S.